Namasté
Kennst Du Situationen, in denen in Dir eine Angst aufsteigt, die Dich zu überwältigen scheint? Du fühlst Dich so unwohl, dass Du am liebsten sofort aus der Situation gehen möchtest?
Wie oft saß ich in einer Situation fest, in der mir richtig die Düse ging. In der ich so große Angst hatte, dass ich gar nicht mehr klar denken konnte. Ich ließ mich von meiner Angst sogar teilweise gänzlich blockieren und lähmen.
Wie Du vielleicht weißt, reise ich unglaublich viel und gerne. Ich bin immer wieder als soloreisende Frau und digitaler Nomade unterwegs in Asien, Zentralamerika und Osteuropa. Vermutlich kannst Du Dir vorstellen- oder hast es auch schon einmal erlebt- dass die ein oder andere Situation aufkommen kann, in der man sich nicht gerade wohl fühlt. Ich habe auch Bootstouren hinter mir, bei denen ich tatsächlich Todesangst ausgestoßen habe und dachte, mein letzter Tag wäre gekommen.
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Eine Bootsfahrt triggert bei mir Angst
2017 war ich lange Zeit mit meinem damaligen Freund unterwegs in Asien. Schon öfter kehrte ich nach Indonesien zurück, denn ich habe mein Herz vor langer Zeit an Bali verloren. An das „alte“ Bali. Auch dieses Jahr wollten wir mit dem Boot von einer kleinen Insel nach Bali übersetzen. Es blieb uns kein anderes Verkehrsmittel über, so dass der Schock sehr groß war, als der Kapitän noch am Hafen eine Durchsage, bzw. eher eine Ansage machte. „Die indonesische Regierung überlegt gerade, den Schiffsverkehr heute für den Rest des Tages einzustellen, da ein heftiger Sturm auf dem Meer tobt.“
Wie bitte, DIE INDONESISCHE REGIERUNG?! Puh, da ich ja schon oft in Asien unterwegs war, wusste ich, dass das wirklich nichts Gutes hieß. Die deutsche Regierung zum Beispiel würde vermutlich den Schiffsverkehr in Indonesien gänzlich einstellen, wenn sie wüsste, was da so abgeht.
Wenn die Angst der anderen zu Deiner eigenen wird
Alle Passagiere wurden leicht unruhig, Frauen haben geschrien und begannen zu weinen. Da ich ein sehr feinfühliger, hochsensibler Mensch bin, habe ich alles um mich aufgesaugt wie ein Schwamm und begann zu paniken. Ich wollte sofort vom Boot runter und erst am nächsten Tag weiterziehen. Mein damaliger Freund versuchte mich zu beruhigen, es hat nur bedingt geholfen. Der Kapitän meinte schlussendlich, wir fahren jetzt los, da wir gerade noch in das Zeitfenster fallen würden, in dem es an dem Tag erlaubt sei, abzulegen.
Wir mussten alle sogar noch Rettungswesten anziehen und wurden dann vom „Hafenmeister“ fotografiert. Das gab den meisten Bootsinsassen den Rest, denn das ist einem jeden von uns zum ersten Mal passiert. Fotografiert werden, bevor man mit einem Boot Richtung großen Sturm auf hoher See ablegt. Na bravo!
Wenn Angst blockiert
Mir wurde schlecht, ich weinte und fühlte mich gänzlich unwohl. Nach ca. 10 Minuten starkem Geschaukel wurde mir bewusst, dass ich das nervlich so nicht durchstehe.
Ich möchte jetzt gerne meine bewährten Tools mit Dir teilen, die es mir immer in kurzer Zeit ermöglichen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen und mich von meiner Angst zu lösen. Es gäbe noch viele weitere Beispiele, in denen mir diese Schritte geholfen haben, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Zum Beispiel das eine Mal, als ich durch den Dschungel von Belize, Zentralamerika trampen musste. Oder das andere Mal, als ich in Guatemala in einem offenen Dschungelhostel in einer Hängematte geschlafen habe- umgeben von sehr vielen Taranteln- die übrigens auch springen können… Oder, oder, oder.
Angst ist grundsätzlich überlebenswichtig. Unser Körper warnt uns somit vor schlimmen Gefahren, die uns das Leben kosten könnten. Ich finde nicht, dass Angst per se „wegmuss“. Aber in Situationen, in denen wir entweder keine Kontrolle über die Situation haben oder unser Leben per se nicht gefährdet ist (zum Beispiel vor einer Rede bei hohem Lampenfieber, vor dem ersten Date, bei Höhenangst, wenn man auf einem Balkon steht, etc.), kann sie uns sogar schaden.
Schritt 1: Fokussiere Dich auf einen Punkt
Ich habe mich an einer Eisenstange vor mir festgehalten mit beiden Händen und meinen Kopf nach unten hängen lassen. Dabei habe ich mir einen Punkt auf dem Boden rausgesucht, auf den ich mich konzentriert habe.
In der Regel hilft es auch sehr gut, die Augen zu schließen, wenn es die Situation ermöglicht. Auf dem Boot wäre ich dadurch allerdings nur seekrank geworden und das wäre so ganz und gar nicht förderlich gewesen. Such Dir einen Punkt, der sich nicht bewegt und konzentriere Dich darauf.
Schritt 2: Atmen!
Atmen ist so wichtig und sehr hilfreich, wenn man bestimmte Techniken für sich nutzt. Voraussetzung ist schon mal, dass wir „richtig“ atmen. Tief in den Bauch hinein. Ein und aus.
In meinem Beispiel habe ich mich anfangs auf meine Atmung konzentriert. Durch die Nase einatmen und durch den Mund wieder ausatmen. Atme ca. 4 Sekunden ein und 8 Sekunden aus. Das Wichtigste hierbei ist, dass Du ca. doppelt so lange ausatmest, wie ein. Dadurch wird Deinem Gehirn signalisiert, dass Alles in Ordnung sei.
Schritt 3: Überlege Dir ein Mantra
Nachdem ich mich auf das Atmen konzentriert habe und schon bald ruhiger wurde, konnte ich zum nächsten Schritt übergehen. Ich habe mir ein Mantra überlegt. Einen Spruch, einen Satz, der kurz und prägnant das beschreibt, was ich gerade will. Ich wollte natürlich angstfrei sein und gut ankommen. Allerdings dauerte die Fahrt noch gut 1,5 Stunden und der Wunsch gut anzukommen hätte sich erst bei der Ankunft festsetzen können.
Ich brauchte etwas, was sich in der Situation auf dem Boot schon gut anfühlte. Vertrauen. In das Können des Kapitäns. In das Material und den Motor des Bootes. Vor allem aber brauchte ich Vertrauen in das Leben. Mein Mantra hieß: „Ich bin im Vertrauen!“ In dem Moment habe ich mir dadurch bewusst gemacht, dass das Leben schon weiß, wo ich hinsoll. Ich habe losgelassen von dem Versuch, alles kontrollieren zu wollen. Ich hatte ja auch nichts in der Hand. Außer mein Vertrauen in das Leben.
Im Vertrauen lag die Ruhe verborgen
So saß ich da auf meinem Sitz. Die Hände an der Eisenstange, den Kopf hinunter zum Boden hängend, tief und laut atmend und oftmals mein Mantra laut aufsagend. Mir war schnell alles um mich herum egal. Ich hatte sogar ganze Aussetzer, in denen ich die anderen Bootspassagiere gar nicht mehr wahrgenommen habe. Ich war in der Ruhe und hatte keine Angst mehr. 1.5 Stunden habe ich das praktiziert und bin sicher angekommen. Gott, was habe ich den Boden unter meinen Füßen wieder gefeiert!
Diese einfachen aber sehr wirksamen Schritte kannst Du in vielen Situationen, in denen Du Angst hast oder stark aufgeregt/ nervös bist, umsetzen. Du wirst schnell merken, wie Du Dich löst und in eine Entspannung kommst.
Was sind Angstmomente, die sich für Dich immer wieder wiederholen? Bei mir ist es wirklich immer mehr auf Booten der Fall. In Asien ist die See oft rau und die Wellen hoch, daher habe ich schon einiges erlebt, was sich in meinem Gedächtnis eingebrannt hat. Aber auch dagegen kann ich etwas tun. Solange die Ängste trotzdem noch zum Vorschein kommen, wende ich die oben genannten Tipps an.
Alles Liebe,
Deine Alexandra