Bei vielen meiner Coachees kommen wir im Coaching Prozess unweigerlich auch zum Thema Selbstwert. Ich würde mich sogar soweit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass dieses Thema bei einem jeden von uns irgendwann zur Sprache kommt.
Ich kenne niemanden, der nicht auch mal an sich zweifelt oder sein Verhalten in Frage stellen würde. Das ist grundsätzlich auch gesund und bringt uns weiter.
Wenn die Zweifel allerdings immer größer werden oder uns davon abhalten, unsere Träume und Ziele anzugehen oder unsere tolle Beziehung zu führen, wird es Zeit, an sich zu arbeiten.
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Was beeinträchtigt unseren Selbstwert?
In der Kindheit / Jugend
Hast Du Dich schon einmal gefragt, was Deinen Selbstwert bestimmt? Wie kann es sein, dass unser Selbstwert überhaupt leiden muss und dieser sich bei manchen auf ein Minimum reduziert?
Grundsätzlich kommen wir mit einem gesunden Selbstwert auf die Welt- wie lange dieser allerdings erhalten bleibt, hängt von mehreren Faktoren ab:
- der Liebe und Zuneigung unserer Eltern
- der Beziehung dieser zueinander
- unserem Umfeld (Geschwister, Großeltern, weitere Familienangehörige)
- unserem Gesundheitszustand
- der finanziellen Situation, in der wir aufwachsen (Armut, Reichtum, Mittelstand)
- später auch das Schulumfeld- Lehrer, unsere Freunde, die ersten Arbeitgeber in der Ausbildung
Je nachdem, in welchem Umfeld wir also aufwachsen, kann unser Selbstwert entweder weiterhin gestärkt, oder eben geschwächt werden. Ein klein bisschen mag unsere DNA auch etwas damit zu tun haben. Zum Beispiel, wenn es in unserer Familiengeschichte vermehrt zu Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen kam, kann das unser Selbstwertgefühl beeinträchtigen.
Im Erwachsenenalter
Weiterhin können uns auch im Erwachsenenalter noch genügend Situationen passieren, die dazu führen, dass wir uns selbst und überzogen hart in Frage stellen.
- Beziehungen
- Freundschaften
- der Vergleich zu anderen
- Karrierewünsche
- Familienplanung
- Trennung/ Scheidung vom Partner
- blockierende Glaubenssätze
- Wechsel in die Selbstständigkeit…
Ich habe Klienten, die an sich selber zweifeln, weil sie keine Kinder bekommen können. Sie denken, sie wären nicht genug und hätten keine Daseinsberechtigung. Ebenfalls kommen viele junge Frauen zu mir, die sich selbstständig machen wollen. Wenn es nun darum geht, dass sie ihren Marktwert, den Preis ihrer Dienstleistung bestimmen müssen, machen sie sich und ihr Können häufig sehr klein (HALLO- auch ich stand genau an diesem Punkt, nicht nur einmal!).
Auch männliche Coachees leiden unter Selbstwert Zweifeln. Zum Beispiel denken sie, sie wären nicht genug für die tolle Frau an ihrer Seite. Oder die verlassene Ehefrau steht vor den Scherben ihrer Ehe und kann sich nicht vorstellen, wie sie sich ein Leben ohne den Großverdiener neu aufbauen soll.
Den Selbstwert aufbauen in 3 Schritten
In diesen Fällen habe ich immer eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: unseren Selbstwert können wir nur selbst aufbauen. Die schlechte: unseren Selbstwert können wir nur selbst aufbauen. NEIN, ich habe mich nicht verschrieben. Das meine ich so. Es ist gleichermaßen Fluch und Segen. Wir haben es in der Hand, aber es ist harte Arbeit und wir können niemand anderen dafür verantwortlich machen. Puh! Aber mit ein paar Tricks, Motivation und Disziplin klappt das- ich stehe Dir bei!
1.) Wertschätzende Kommunikation
Die wichtigste Basis unseres Selbstwerts bilden unsere Selbstgespräche… Hast Du Dir schon einmal bewusst zugehört, wenn Du mit Dir gesprochen hast?
Vor allem, wenn mal was nicht so lief, wie Du wolltest? Evtl. hast Du etwas fallen lassen oder einen Termin verpennt? Das sind Situationen, in denen wir ungeduldig mit uns werden können…
Meine goldene Regel: wenn Du so mit Deiner besten Freundin/ Deinem besten Freund sprechen würdest- wärt Ihr dann noch befreundet? Nein?
Ab in’s Kommunikationstraining mit Dir. HIER kannst Du nochmal genau nachlesen, welche die goldenen Regeln für Selbstgespräche sind.
Wenn wir beginnen, wertschätzender mit uns zu reden, werden wir das auch mit unserem Umfeld tun. Du wirst merken, wie Deine Umwelt weicher auf Dich reagieren wird.
Das wird zusätzlich Deinen Gemütszustand schon um Einiges verbessern. Für mich war es ebenfalls ein Gamechanger, wenn es darum ging, entspannt im Alltag zu sein.
2.) Selbst Wert schätzen
Der zweite Faktor für einen gesunden Selbstwert ist, wertzuschätzen, was ist. Was schätzen Deine Freunde und Familie an Dir? Wofür wirst Du öfters mal bewundert oder bekommst Komplimente? Welche Talente hast Du, die Dir leicht fallen und anderen extreme Probleme bereiten?
Schreibe Dir das alles mal auf oder frage Deine beste Freundin, ob sie Dir einen Liebesbrief schreiben möchte. Schätze das, was ist. Auch Deine Schwächen haben etwas für sich- dass Du noch lernen darfst und nicht perfekt sein musst.
Manches kann man auch getrost anderen überlassen. Ich zum Beispiel bin völlig fine damit, dass ich Statistik und Stochastik nicht wirklich kann und damals fast mein Abi deswegen nicht geschafft habe. Zum Glück gibt es Sprachen und Betriebswirtschaftslehre!
Natürlich wurmt es mich auch hier und da, wenn Dinge nicht gleich klappen oder ich mich mal etwas ungeschickt anstelle. Aber dann darf ich mich erinnern, dass Lernen dazu gehört und unser Leben schließlich so aufregend macht. Wir dürfen uns weiterentwickeln, in die Richtung, in welche wir eben gehen wollen!
3.) Mut stärkt Deinen Selbstwert
Schon Eleanor Roosevelt – tolle Frau – sagte bereits: You gain strength, courage and confidence by every experience in which you really stop to look fear in the face.// Du bekommst Stärke, Courage und Selbstbewusstsein von jeder Erfahrung, in der Du wirklich stehenbleibst, um Deiner Angst in die Augen zu schauen.
Auf meinen vielen Reisen, in denen ich vor allem alleine unterwegs war (z.B. in Mexico, Belize, Guatemala, Indonesien, Vietnam) habe ich dieses Sprichwort so gut wie nie zuvor verstanden. Fast täglich habe ich Dinge getan, vor denen ich mich gefürchtet habe, aber keine andere Wahl hatte, als mitten durch die Angst zu gehen.
Zum Beispiel, als ich mich inmitten einer kleinen Bar im mexikanischen Fischerdorf wiederfand, die von der bewaffneten Mafia umzingelt war und es darum ging, einfach in die kleine Gästemeute reinzuschießen.
Aber auch in weniger gefährlichen Situationen, als ich auf einer Brücke stand, 15 Meter hoch und in einen Fluss sprang. Ich stand erstmal 30 Minuten auf dieser Brücke, ready to jump, und musste mich „seelisch“ darauf vorbereiten.
Puh! ich glaube rückblickend hat es die Angst nur verschlimmert. Aber ich sprang- auch zur Freude all derer, die mit mir unterwegs waren und mich bestärkt hatten.
Was ich damit sagen will: es tut so gut, Deiner Angst in die Augen zu sehen. Dabei bemerken wir, wir haben alles in uns, was wir brauchen! Wir können jede Situation so drehen, wie wir wollen. Wollen wir uns verstecken? Wollen wir die Situation auflösen?
Wir entscheiden in der Angst ganz alleine, was richtig ist und fühlen uns hinterher umso mutiger. Auch wenn mal etwas blöd ausgehen sollte, hilft es uns weiter auf unserem Weg. Wieso? Entweder wissen wir dann, was wir nicht wollen oder wir haben gelernt, es besser zu machen.
Mache jeden Tag etwas, vor dem Du Dich fürchtest. Ein „Ich liebe Dich“ sagen. Jemand anderem in die Augen sehen, bis derjenige den Blick abwendet. Von einem Felsen springen (bitte nur, wenn Du weißt, dass das Wasser tief genug und die Strömung nicht stark ist!). Jemanden um ein Date bitten. Den ersten Schritt machen.
Es gibt jeden Tag viele Möglichkeiten, Deinen Selbstwert zu stärken.
Was bist Du Dir selbst wert?
Die Frage: „was bist Du Dir selbst wert?“ hat bei mir Einiges ausgelöst. Ein Schamane auf Bali hat sie mir damals gestellt, als ich eine Stunde Astrochart bei ihm gebucht hatte. Es ging darum, dass er mir mein individuelles Geburtschart nach den Sternkonstellationen zu meiner Geburt gelegt hat und wir mein Leben im Sinne der Astrologie betrachtet haben. Ich fand es einfach interessant und hatte bis dahin eher wenig mit Astrologie zu tun. Mit Sternzeichen und Horoskopen kann ich bis heute wenig anfangen.
Wir sprachen darüber, dass ich mich immer darüber freue, sehr günstig zu reisen und mir nichts gönne. Ich schlafe eher in der Hängematte unter freiem Himmel mit einer (a&#§$-kalten Quellwasserdusche) als mich auch mal in ein Air BnB oder Hotel einzubuchen. Da stellte er die berechtigte Frage: machst Du das, weil Du es so willst, oder weil Du es Dir nicht wert bist?
Wowzers, das saß! Bis dahin war mir das unbewusst. Aber als er die Frage aussprach, liefen mir sofort Tränen über die Wangen. Ich spürte den Schmerz. Ich spürte, was ich mir da angetan habe. Nicht, dass ich es nicht gefeiert habe in der Hängematte zu schlafen. Aber, dass ich es mir nie gegönnt habe, mal über die Strenge zu schlagen. Ich konnte es mir finanziell leisten, war damals schon gut gebucht. Aber ich war es mir nicht wert, für mich Geld auszugeben für meinen Komfort. Puh!
Werte Deinen Selbstwert auf
Ich begann also, bewusst Geld auszugeben- FÜR mich, nicht GEGEN mich. Jedes Mal, wenn ich etwas kaufe, das mir hilft, für meine Gesundheit einen Wert hat, mir das Leben einfacher macht, bedanke ich mich vor dem Bezahlen bei mir dafür, dass ich mir das jetzt gönne. Ich bedanke mich auch dafür, dass mir das Geld nun zur Verfügung steht und ich es wieder in den Umlauf bringen kann, um dem Verkäufer auch etwas mehr Lebensqualität damit zu ermöglichen.
So gelangt es wieder in den Kreislauf und ich habe ein angenehm warmes Gefühl beim Geld ausgeben. Damit signalisiere ich mir auch, „hey, Du bist es Dir wert- Du bist es wert!“.
Mein Tipp: beobachte Dich, wenn Du Geld ausgibst. Welche Emotionen sind bei Dir mit Geld ausgeben verknüpft? Wie beziehst Du diese auf Deinen Selbstwert? Wie wirkt sich dies auf Deinen Alltag und Deine Beziehungen aus? Versuche, einen bewussten Umgang mit Geld herzustellen.
Ich wünsche Dir viel Spaß bei der Übung und alles Liebe,
Deine Alexandra
Über die Autorin
Alexandra Christina Bauer Jahrgang 1986 ist therapeutischer Life Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie aus München.
In den letzten Jahren hat sie auf längeren Reisen Asien, Zentralamerika und Hawaii kennengelernt und von anderen Kulturen viel in Bezug auf Achtsamkeit und Spiritualität lernen dürfen. Auf ihren Reisen sind ihr viele Menschen begegnet, die alle zusammen gleichermaßen auf der Suche nach einem zufriedenen Leben waren.
In ihrer täglichen Arbeit zeigt sie Menschen aus aller Welt, wie es ihnen gelingt, mit einfachen Übungen und durch einen Perspektivenwechsel wieder mehr Balance und Freude zu empfinden.
Alexandra Christina Bauer weiß selbst aus Ihrer mehrjährigen Tätigkeit als Steuerfachangestellten, Office Managerin und Ausbilderin, was es bedeutet, unter einem stressigen Alltag zu leiden. Schon frühkindliche Erfahrungen haben sie stark geprägt, tiefgreifende Verluste und emotionale Misshandlungen ihren Weg begleitet. Durch Therapieerfahrung und eigene Strategien hat sie einen Weg gefunden, der es ihr heute ermöglicht, positiv im Hier und Jetzt zu sein und mit Ängsten und Sorgen leichter umgehen zu können.
Authentisch und mit Freude erarbeitet sie zusammen mit ihren Klienten individuelle Strategien und Wege, um mit Konflikten, Verlusten, unbefriedigenden Jobsituationen oder generell einer unzufriedenen Lebenssituation wieder mit Leichtigkeit umgehen zu können.