Als mich mein Therapeut im Rahmen einer Psychotherapie damals mit Anfang 20 gefragt hat, was ich denn so träume, habe ich anfangs nicht wirklich verstanden, worauf er hinaus wollte.
Nach einigem Überlegen fiel mir wieder ein, dass ich bei meinen Großeltern lange Zeit das Buch „Die Traumdeutung“ von Sigmund Freud im Regal habe stehen sehen. Seitdem hat mich das Fieber gepackt, mehr auf meine Träume zu achten. So wurde ich sensibilisiert und habe mich mehr und mehr auf meine eigene Traumreise begeben.
Träume gelten als Spiegel unser Seele. In Träumen verarbeitet unser Unterbewusstsein verschiedenste Dinge, vor allem aber auch Situationen, die für uns schwer zu verarbeiten sind. Momente und Emotionen, die wir lieber unter den Teppich kehren wollen, aus Angst, wir würden den damit verbundenen Schmerz schlichtweg nicht überleben.
Wir sehen in Träumen allerdings mehr Traumsymbole als die eigentlichen Situationen, um die es geht. So müssen wir die Träume stärker entschlüsseln, wie einen Code, den es zu lösen gibt. Willkommen in der Traumdeutung…
Traumdeutung
Die Traumdeutung hat mir im Laufe der letzten 10 Jahre stark dabei geholfen, mich selbst besser kennenzulernen und zu beobachten. Träume ich eine zeitlang mehr und mehr von den selben Handlungen, Personen oder Tieren, siehe ich nach, was das bedeuten kann. Ich kann Dir sagen, es ist soo spannend…
Grundsätzlich ist es jedem möglich, seine Träume zu deuten. Hierfür ist es immens wichtig, den Traum immer in der gegenwärtigen Lebenssituation und im Traumkontext zu analysieren. Es gibt immer mehrere Herangehensweisen und Deutungsmöglichkeiten für ein und denselben Traum.
Lange Zeit habe ich vom Fliegen geträumt. Nicht vom Fliegen als Vogel, ich habe dabei eher Schwimmbewegungen gemacht. Je mehr ich mit meinem Armen „geschwommen“ bin, desto schneller und höher konnte ich fliegen. Dabei bin ich allerdings nicht abgestürzt, sondern konnte sanft auf einem Berg oder ähnlichem landen. Als würde ich den Traum steuern, so etwas geht schon in die Richtung „luzider Traum“.
Fliegen in der psychoanalytischen Traumdeutung
Die psychoanalytische Traumdeutung geht davon aus, dass das freie Fliegen in einem Traum stark mit unseren Wünschen und Sehnsüchten in Zusammenhang steht. Es kann auch dafür stehen, dass man sich wünscht, mehr Spiritualität in sein Leben zu bringen. Wenn man weit oben über dem Boden fliegt kann das ein Zeichen davon sein, dass einem Großes bevorsteht und man sich weiterentwickelt.
Die negative Seite dieser Träume wäre zum Beispiel, wenn man wie ein kleiner Vogel nur wenig hoch vom Boden entfernt fliegt. Das könnte ein Zeichen davon sein, dass man sich wenig oder gar nicht weiterentwickelt und sogar das Gefühl hat, stehenzubleiben. KÖNNTE es…
Allerdings denke ich auch, dass ich Träume seit dem Aufschreiben mehr und mehr erinnern kann. Mit dem Aufschreiben bleiben unsere Träume eher in unserem Gedächtnis gespeichert und können somit wiederum besser verarbeitet und erforscht werden. Außerdem neigen wir dazu, wichtige Elemente von Träumen im Laufe eines Tages wieder zu vergessen.
Träume in der Psychotherapie
Die Traumdeutung wird nicht nur in der Psychotherapie als Hilfsmittel eingesetzt, sondern auch in der Psychiatrie als auch in der Somnologie (der Erforschung des Schlafes). In der Psychiatrie wird hierbei die Auswirkung unseres Gehirns, also neurologische Störungen auf die Träume von Patienten in Frage gestellt. Die Psychotherapie untersucht den Zusammenhang von Träumen und psychischen Erkrankungen, zum Beispiel bei Depressionen.
Jeder verarbeitet sein Leben auf seine eigene Art und Weise. Im Therapie-Setting arbeite ich mit den Gedanken meiner Klienten zu ihren eigenen Träumen und befrage sie, was sie damit verbinden. Welche Gefühle sie damit in Verbindung bringen oder welche Momente ihres Leben damit etwas zu tun haben könnten. Ich bin bei meinem Klienten, meine eigenen Gedanken stelle ich hier hintan und begleite den Klienten auf seiner eigenen Traumreise.
Träume können uns dabei helfen, neue Erkenntnisse über uns selbst zu erlangen. Gerade bei Wiederholungsträumen geht man davon aus, dass es noch etwas Unverarbeitetes in uns gibt. Unser Unterbewusstsein spricht hier mit uns und will uns etwas sagen. Es ist etwas wie ein Brief an uns selbst, der noch ungelesen im E-Mail-Postfach darauf wartet, geöffnet zu werden.
